Beeinflusst Optimismus und auch Pessimismus unser Leben?
Wie ist Optimismus in Zusammenhang mit dem resilienten Verhalten zu betrachten?
Im Allgemeinen wird geglaubt: Optimisten erwarten, dass ihnen gute Dinge widerfahren, während Pessimisten davon überzeugt sind, schlechte Dinge zu erleben.
Bei der Beschreibung des Optimisten sehe ich eine Vokabel, die mich sehr stört – das Wort „erwarten“. Wer erwartet legt sich schon von vornherein fest, geht mit den Dingen nicht offen um, kann so keine Überraschung erleben.
Bei der Beschreibung des Pessimisten stört mich das Wort „überzeugt“ – wer überzeugt denn hier wen? …und ist Überzeugt sein nicht auch ein Manifest – das verhindert offen und locker mit Ereignissen umzugehen.
Eine analytische und strukturierte Betrachtungsweise wird somit verhindert.
In der Forschung wird Optimismus oder Pessimismus jedoch nicht als starres Unterscheidungsmerkmal gesehen, sondern als eine generelle Tendenz, entweder positive oder negative Ereignisse in der Zukunft zu erwarten.
In der Forschung werden aber auch noch andere Fragen betrachtet: z. B. handelt es sich beim Optimismus nur um eine Stimmung, welche auch rasch in Pessimismus umschlagen kann? Oder ist es eine stabile Eigenschaft, welche uns unser ganzes Leben lang begleitet?
Ist ein Mensch grundsätzlich nur Optimist oder grundsätzlich nur Pessimist oder, lässt sich ein Individuum auf einer Skala zwischen diesen beiden Polen ansiedeln?
Vor allem: macht es denn einen Unterschied, ob wir die Welt farbig oder in schwarz/weiß sehen?
So stellt sich auch die Frage: wird unser Leben und unsere Gesundheit auch von unserer Lebenseinstellung beeinflusst?
Für mich ein eindeutig „Ja“.
…wenn man sich mit der heutigen Forschung beschäftigt, ist Optimismus oder Pessimismus ein relativ stabiles Konstrukt, das Gedanken und auch Gefühle mit einschließt. Das beeinflusst natürlich unser Erleben und Handeln – dies wird in diversen Studien als positiver Einfluss auf die Gesundheit gedeutet.
Menschen mit einer optimistischen Lebenseinstellung erleben weniger Stress und weniger Burnouts – benennen eine höhere Lebenszufriedenheit.
In Zeiten von Stress führt eine positive Lebenseinstellung dazu, adaptive Strategien im Umgang mit Belastungen anzuwenden.
Was sind nun adaptive Strategien?
Adaptive Strategien sind Coping-Verhaltensweisen – Coping beschreibt in der Stressbewältigung die Art und Weise wie Du mit belastenden Situationen umgehst und diese bewältigen kannst.
Dein Ziel dabei ist eine schwierige Situation so zu verändern, dass sie besser zu ertragen ist. Die Reaktion von Menschen ist unterschiedlich – grundsätzlich kann man aber sagen, es gibt zwei Varianten – die ereignisbezogene Reaktion und die selbstzentrierte Reaktion.
Näher betrachtet
- gibt man bei einer ereignisbezogenen Reaktion die Schuld an der Situation: dem Umfeld, der Umgebung.
- bei der selbstzentrierten Reaktion gibt man die Schuld an der Situation sich selbst, man sucht also den Grund für die Situation bei sich selbst
Aber wie kann man die belastende Situation nun bewältigen?
Das macht man mit einer s.g. Coping-Strategie.
Unterscheide zwischen einer adaptiven Strategie und einer mal-adaptiven Strategie.
Hiervon hängt ab, ob das Problem tatsächlich gelöst wird oder NICHT.
Bei einer adaptiven Strategie fasst Du alle Handlungen zusammen, die zu einer nachhaltigen Situationsbewältigung beitragen.
Bei einer mal-adaptiven Strategie bleibst du passiv – und vermeidest das Problem, jedoch wirst du mit dieser Verhaltensweise das Problem nicht lösen. Zur mal-adaptiven Strategie gehört auch der Versuch seinem Problem mit Drogen, Medikamenten oder Alkohol zu entkommen.
Wie genau geht man damit um? Bzw. was ist Coping genau.
Die 3 Arten von Coping
- das problemorientierte Coping,
- das emotionsorientierte Coping,
- das bewertungsorientiere Coping
Schauen wir diese etwas näher an:
Beim problemorientierten Coping – stellst du die belastende Situation in den Mittelpunkt – du versucht also das Problem zu bewältigen, entweder dadurch das Du der belastenden Situation ausweichst – hierbei hoffst du, dass das Problem von alleine verschwindet oder du suchst aktiv nach einer Problemlösung – Du suchst aktiv nach Klärung.
Beim emotionsorientierten Coping versuchst du dein persönliches Wohlbefinden zu verbessern, du versuchst beispielsweise positiv zu denken und somit die Situation weniger als belastend wahrzunehmen – hier gehst davon aus, dass das Problem gar nicht so schlimm ist und alles wieder gut wird.
Beim bewertungsorientierten Coping bewertest du die Situation NEU – dein schlimmes Problem wird also zur Herausforderung, die du bewältigen willst. Du siehst z.B. einen Streit nicht mehr als den sooo großen Konflikt an, sondern als Chance für Wachstum.
So kannst Du mit adaptiven Strategien belastende Situationen überwinden.
Coping steht für mich in unmittelbarem Zusammenhang zur Resilienz-Säule: Optimismus.
Die gute Nachricht ist – Optimismus ist durchaus erlernbar.
Optimismus ist eine Lebenseinstellung mit den Merkmalen, Chancen wahrzunehmen, da Vertrauen und Hoffnung in einen guten Ausgang der Situation gelegt werden.
Das bestärkt Menschen, in schwierigen oder belastenden Situationen durchzuhalten oder weiterzumachen.
Damit hängen auch die Fähigkeiten resilienter Menschen zusammen, Probleme und Konsequenzen realistisch einzuschätzen, sowie Ursachen richtig zuzuschreiben.
Es geht also um einen realistischen Optimismus – nicht um die rosarote Brille, zwanghaftem Positiven Denken oder sich alles schön reden zu wollen.
Zum Schluss ein Beispiel aus der Praxis:
Der 1. Schritt ist: das Ziel positiv zu formulieren
Bereite Dich gut auf Dein nächstes Projekt vor: Visualisieren Dein Ziel und formulieren es positiv.
Befürchtungen oder Ängste solltest Du keinesfalls benennen oder Dir sogar ausmalen.
Der 2. Schritt ist: Glaubenssätze umformulieren
Notieren Dir Deine Glaubenssätze und prüfe:
Welche deiner Glaubenssätze sind hinderlich?
Welche Glaubenssätze sind hilfreich?
Welche Beispiele fallen Dir ein, die Deinen hinderlichen Glaubenssätzen widersprechen?
Formuliere die hinderlichen Glaubenssätze um in positive, hilfreiche Glaubenssätze.
Der 3. Schritt ist: an einer optimistischen Haltung arbeiten
Sag Dir: „Tu einfach so, als ob!“
Vor einer wichtigen Präsentation könnte der Spruch lauten: „Tu einfach so, als ob du die perfekte Rednerin wärst!“
Oder in einem anderen Kontext: „Kleide Dich so für eine Position, die du haben willst, als ob Du diese Position schon hättest!“
Wer dies einige Zeit jeden Tag wiederholt, stärkt sein Vertrauen in sich.
Das färbt auch auf die innere und äußere Haltung ab und verändert Dein gesamtes MindSet.
…noch eine Anmerkung: Jedes Hindernis, jede Herausforderung, die wir in unserem Leben durchmachen, hat das Potential, uns stärker, weiser und resilienter zu machen.